Die richtige Immobilienkamera: Was ist denn nun wichtig?

Kein Immobilienfoto: Zwei unterschiedliche DSLRs

Gegen Ende eines Jahres überlegen viele Unternehmer und Selbständige, ob es Sinn ergibt, Investitionen, die geplant sind, vor dem 31.12. zu tätigen.

 

Für Immobilienmakler würde sich der Besuch eines Trainings für Immobilienfotografie oder auch ein Coaching zu diesem Thema anbieten, um Geld sinnvoller als in Steuerzahlungen anzulegen.

 

Da sich am Jahresende manchmal die noch zu erledigenden Aufgaben türmen, sodass keine Zeit für eine Weiterbildung bleibt, könnte der Kauf einer geeigneten Immobilienkamera eine gute Alternative sein. Aber worauf sollte man achten? Was sind die wichtigen Faktoren, die eine Kamera besonders für den Einsatz z.B. bei einem Makler, der einen Teil seiner Immobilienfotos selber macht, befähigen?

 

Wie schon an anderer Stelle begründet, sollte es sich um eine Kamera mit Wechselobjektiven handeln, also um eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera. Welche technischen Daten sind wichtig?

Auflösung/Megapixel

 

Auch hierzu gibt es einen Beitrag von mir. In einem Satz zusammen gefasst: Solange Immobilienfotos in den bekannten Portalen mit weniger als einem Megapixel angezeigt werden und in einem ausgedruckten Exposé höchstens eine DIN A4 Seite einnehmen, sind alle aktuellen Kameras von der Auflösung her mehr als ausreichend für unseren Zweck.

Empfindlichkeit/Rauschverhalten

 

 Je empfindlicher die Kamera eingestellt wird - entweder manuell oder durch Wahl einer Automatik, desto eher neigt eine Kamera zu "Rauschen". Das heißt, das Bild wird körnig und der Schärfeeindruck leidet. Je nach Kamera fällt dieser Effekt erst bei sehr starken Empfindlichkeiten auf. Das bedeutet, Kameras, die relativ wenig rauschen, können bei wenig Licht, wie dies oft in Innenräumen herrscht, ggf. noch ohne Stativ genutzt werden. Wer unbedingt auf ein Stativ verzichten möchte - Argumente für die Nutzung eines Stativs finden Sie hier - sollte eine Kamera wählen, die auch bei höheren ISO-Werten wenig rauscht.

Dynamikumfang

 

Mit Dynamikumfang bezeichnet man die Stärke der Helligkeitsunterschiede, die der Kamerasensor so gerade noch aufnehmen kann. Er wird im allgemeinen in Blendenstufen angegeben. Speziell bei Innenaufnahmen bei hellem Sonnenschein, der von Außen durch die Fenster dringt, muss jede Kamera irgendwann kapitulieren. Bei korrekt belichtetem Innenraum sind Fenster und teilweise auch die direkt beschienen Flächen auf dem Boden nur noch weiße Flecken. Wird hingegen der Ausblick aus dem Fenster korrekt dargestellt, versinkt der Innenraum weitestgehend in Dunkelheit. Je höher der Dynamikumfang , desto größere Helligkeitsunterschiede kann die Kamera noch darstellen. Ein hoher Dynamikfähigkeit der Kamera kommt also der Bildqualität zu gute. Durch die Aufnahme von Belichtungsreihen kann man Probleme zu hoher Helligkeitsunterschiede in der Nachbearbeitung beheben. Eine Kamera, die hier gute Werte liefert erspart jedoch das eine oder andere Mal eine Menge Arbeit bzw. sorgt für Fotos von sichtbar höherer technischer Qualität.

Sensorgröße

 

Kameras unterscheiden sich in ihrer Sensorgröße. Übliche Größen sind

  • das Kleinbildformat (häufig auch vollmundig als "Vollformat" bezeichnet)
  • APSC-Format (ca.35% kleiner)
  • MFT-Format, "Micro four thirds (50% kleiner als das Kleinbildformat)

Kleineres Format des Sensors ist eine Voraussetzung für kleinere Kameras. Legt man also Wert auf einen kleinen, leichten Fotoapparat, wird man wahrscheinlich eher bei APSC oder MFT fündig. Aber Vorsicht. Die gewünschte Gehäuse/Objektiv-Kombination ist nicht zwangsläufig leichter oder kleiner! Es kommt vor, dass beim Gehäuse gesparte Bautiefe und damit Gewicht aus technischen (und kommerziellen) Gründen beim Objektiv wieder dazukommt.

 

Größeres Format begünstigt Werte wie Dynamikumfang oder Rauschverhalten. Auch hier ist es jedoch besser, diese Werte direkt zu vergleichen, da dieses Potenzial nicht zwangsläufig durch einen größeren Sensor umgesetzt wird.

 

Ein größerer Sensor verschafft die Möglichkeit, die Schärfentiefe geringer zu gestalten. Das ist gerade bei Portraitfotografen sehr beliebt. Dieser Unterschied ist zum einen nicht so groß, wie mancher meint. Zum anderen möchte der Immobilienfotograf zumeist möglichst viel wenn nicht sogar alles auf dem Foto scharf haben, die Möglichkeit eine geringen Tiefenschärfe also weitestgehend uninteressant.

 

Unterschiedliche Sensorgrößen benötigen auch unterschiedliche Brennweiten. Um beispielsweise den selben Bildwinkel wie das von mir am APSC-Sensor genutzte 10-20mm-Objektiv zu erhalten, benötigt man am Kleinbildformat ein 16-32mm- und am MFT-Sensor ein 8-16mm-Objektiv.

Spiegelreflex oder spiegellos

 

Seit einigen Jahren drängen Kameras ohne Spiegelsystem auf den Markt. Grundsätzliche Vorteile:

 

  • Tendenziell kleiner und leichter als eine Spiegelreflexkamera
  • leiser (bis lautlos), da kein Spiegel da ist, der hochgeklappt werden müsste
  • Der elektronische Sucher kann so eingestellt werden, dass man schon vor dem Auslösen genau sieht, wie das Foto aussehen wird

Heutige Spiegelreflexkameras haben die Möglichkeit, auf dem Display ebenfalls schon eine Vorschau des Bildes zu erhalten, was zumindest diesen Vorteil etwas relativiert. Aber wozu eine Spiegelreflexkamera, wenn man nur im Liveview-Modus arbeitet.

Und? Was ist jetzt wichtig?

 

Nach dem Lesen meiner Ausführungen sagen Sie vielleicht: "Jetzt bin ich genauso verwirrt wie vorher, nur auf höherem Niveau." Das könnte ich gut nachvollziehen ist aber nicht wirklich schlimm. Mein Fazit lautet nämlich, dass eine Auswahl nach technischen Daten offensichtlich wenig Sinn ergibt. Dies gilt auch für Daten wie Auslösegeschwindigkeit, Anzahl der pro Sekunde möglichen Auslösungen etc., die hier noch nicht angesprochen wurden. Mit allen heutigen Kameras kann ein Makler hervorragende Immobilienfotos erstellen, wenn er ein geeignetes Objektiv verwendet. Ob Sie für die Gehäuse-/Objektiv-Kombination 600 Euro oder 6000 Euro ausgeben, werden Sie beim Betrachten Ihrer Immobilienanzeige nur schwerlich erkennen. 

 

Wenn Sie also nicht soviel Fachwissen haben, dass Sie diesen Beitrag eigentlich gar nicht benötigen, gehen Sie in das Geschäft Ihres geringsten Misstrauens und probieren Sie geeignete Kombinationen aus Gehäuse und Objektiv aus. Wichtig ist, dass Sie sich bei der Arbeit mit dem Gerät wohlfühlen. Da spielt Größe und Gewicht ein Rolle, der eine hat lieber etwas Größeres in seinen Händen, die andere möchte eine leichtere Kamera. Optischer und elektronische Sucher werden unterschiedlich wahrgenommen. Wenn man viel mit dem Display arbeitet, ist ein Klappdisplay mit Touchfunktion sicher von Wichtigkeit. Und dann ist da noch die Frage der Höhe des Budgets ...

 

Oder vielleicht doch erst einmal eine Schulung?

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