Bearbeitung löst nicht jedes Problem

Immobilienfoto Bild eines Treppenhause mit großen Helligkeitsunterschieden
Bildsituation mit extremer Dynamik/Kontrastverteilung

Bei meinen Seminaren nutze ich gerne Bilder, die mir vorher von Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden, um die Herausforderungen bei der Immobilienfotografie zu verdeutlichen. 

 

Üblicherweise wähle ich ein Bild mit großen Kontrasten aus, bei der die automatische Belichtung nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Der Innenraum wurde zu dunkel dargestellt. Ich helle das Innere des Raumes auf und versuche, die zu hellen Fenster abzudunkeln. Stürzende Linien werden begradigt, ein paar herumliegende Gegenstände wegretuschiert.

 

Das Ergebnis ist ein wesentlich professioneller wirkendes Bild, wie mir auch immer von den Teilnehmer bestätigt wird. Dabei kommt regelmäßig die Frage auf, warum man nicht einfach weiterhin mit einem automatischen Belichtungsprogramm arbeiten soll, wenn man soviel im Nachhinein anpassen kann.

 

Um zu untermauern, dass das kein Lösung ist, habe ich ein einfaches, wenn auch recht extremes Experiment durchgeführt: Mit einer ca. älteren digitalen Spiegelreflexkamera habe ich ein Bild eines recht dunklen Treppenhauses mit einem hellen Fenster gemacht. Das Ergebnis ist links oben zu sehen. Während das Fenster überbelichtet ist, "saufen" die Schatten ins Schwarze ab. Auch wenn das menschliche Auge die reale Situation vor Ort sehr gut erkennen kann, hat die digitale Kamera große Probleme, die Situation abzubilden. Bei moderneren Kameras wäre die Problematik zwar abgeschwächt, aber immer noch vorhanden.

Nachträglich stark aufgehellter Ausschnitt mit Rauschen und Farbverfälschungen
Ausschnitt (nachträglich stark aufgehellt)

Um mehr von der Treppe erkennen zu können, wurde das Bild in der Nachbearbeitung um ca. 3 Blendenstufen aufgehellt. Das Ergebnis ist rechts in einem Ausschnitt des obigen Bildes zu sehen. Es gibt starke Farbverfälschungen und das Bild ist sehr verrauscht. Beides fällt auch in der Gesamtsicht  auf.

 

Das kann also nicht die Lösung sein. Statt dessen muss die Belichtung zum Zeitpunkt der Aufnahme geändert werden. Da eine Veränderung der Blende oder Empfindlichkeit ungewollte Nebeneffekte hat (Schärfe, Rauschen) ist es am empfehlenswertesten, die Belichtungszeit zu verlängern. Im Experiment wurde sie verachtfacht, was ebenfalls 3 Blendenstufen entspricht.

Gleiches Bild wie vorher, jedoch ohne Farbverfälschungen und mit weniger Rauschen)
Ausschnitt (3 Blendenstufen heller belichtet)

Das Ergebnis - als Ausschnitt links im Bild - ist wesentlich befriedigender. Rauschen und Farbverfälschungen sind erheblich verringert.

 

Was natürlich bleibt, ist die Überbelichtung im Fensterbereich. Um diese zu umgehen, gibt es die Möglichkeit, den dunkleren Bereich künstlich auszuleuchten, um die Helligkeitsunterschiede abzumildern. Hier bietet sich die vorhandene elektrische Beleuchtung an. Alternativ kann der Bereich mit einem Aufsteckblitz indirekt beleuchtet werden. In beiden Fällen kann es zu unschönen Effekten kommen, wenn die  Lichtfarbe der einzelnen Lichtquellen unterschiedlich ist. Die zweite Alternative beruht darauf, mehrere Bilder mit jeweils korrekter Belichtung für die einzelnen Bereiche (hier mindestens zwei: Fensterbereich und Treppe) zu erstellen Die weiteren Schritte habe ich hier beschrieben.

 

Fazit: Die Bearbeitung Ihrer Fotos kann ihre Qualität wesentlich verbessern, man kommt jedoch nicht umhin, bei der Erstellung der Bilder die notwendige Sorgfalt walten zu lassen. Eine falsche Belichtung, z. B. durch blindes Vertrauen in die Automatikfunktionen der Kamera, kann nur in gewissen Grenzen im Nachhinein korrigiert werden.

 

Ich wünsche Ihnen eine sichere Hand bei der Belichtung Ihrer Immobilienfotos.

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