Bei einem Seminar, das ich in dieser Woche für den IVD West e.V. durchgeführt habe - "Immobilienfotografie für Immobilienmakler", war eine zentrale Frage der Teilnehmer, wie man die korrekte Einstellung der Kamera findet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
- Vollautomatik: Sie haben keinerlei Kontrolle über die Einstellungen. Ganz und gar nicht empfehlenswert.
- Ein Motivprogramm, das eine große Tiefenschärfe verspricht (Architektur, Landschaft etc.): Sie haben immer noch keinerlei Kontrolle, können aber wenigstens hoffen, dass die Kamera eine kleinere Blende (größere Blendenzahl) benutzt.
- Zeitautomatik (Blendenvorwahl, Blendenpriorität): Sie geben 2 wichtige Werte vor: Empfindlichkeit und Blende. Vorschlag: Blende 8 oder 11 (große Schärfentiefe, gute Schärfe) und ISO 100 (größtmögliche Rauschfreiheit). Die Kamera berechnet dann dazu eine passende Belichtungszeit.
Leider merkt die Automatik aber nicht, wenn Innenräume mit hellen Fensterflächen fotografiert werden sollen. Eine mögliche Folge sieht man auf der linken Seite. Das Fenster ist (zu) hell. Der Rest ist (zu) dunkel. Drei Möglichkeiten, um das zu kompensieren:
- Belichtungskorrektur: Man gibt manuell ein, dass die Automatik länger belichten soll, als sie eigentlich "möchte". Das können ein paar Blendenstufen sein. Wie das geht, steht im Handbuch zu Ihrer Kamera.
- Belichtungsspeicher: Sie fokussieren eine Fläche im Innenraum, die korrekt belichtet werden soll, drücken den Knopf für den Belichtungsspeicher (bei Canon z.B. oben rechts auf der Rückseite der Kamera der Knopf mit dem "*"), richten dann die Kamera neu aus, um das geplante Bild zu machen, und lösen aus. Es bietet sich an, die Belichtungsmessung auf Spotmessung zu stellen, sofern die Kamera das anbietet.
- Sie nutzen eine Belichtungsreihe (Bracketing). D.h. neben dem von der Automatik gewählten Belichtungswert werden auch dunklere und heller Fotos gemacht. Das kann mit den beiden ersten Techniken kombiniert werden. Hinterher wird das Foto ausgesucht, das der gewünschten Belichtung am nächsten kommt.
Die letztgenannten Techniken dienen im Grunde dazu, die Automatik zu "überlisten". Nach dem Auslösen muss man überprüfen, ob das gewünschte Ergebnis eingetreten ist. Falls nicht, ist eine Wiederholung mit veränderter Eingabe (Belichtungskorrektur erhöhen/erniedrigen, Kamera beim Speichern der Belichtung auf eine andere Stelle richten etc.) notwendig.
Wird dann in solchen Fällen überhaupt eine Automatik benötigt? Meiner Ansicht nach nicht. Während in vielen Situationen eine Belichtungsautomatik extrem hilfreich ist, ergibt eine manuelle Einstellung der Belichtung hier wesentlich mehr Sinn.
ImmDas ist viel einfacher als viele glauben. Versuchen Sie es am Wochenende zu Hause:
Die Kamera wird auf "M"(anuell) gestellt. Dann wird auch hierbei eine Empfindlichkeit von 100 und eine Blende 8 eingestellt. Als Belichtungszeit kann beispielsweise eine halbe Sekunde gewählt werden.
Besitzer einer spiegellosen Systemkamera oder einer DSLR mit Liveview können ihr Display/Sucher so einstellen, dass sie jetzt genau das Bild sehen, das auch gespeichert wird, wenn sie auf den Auslöser drücken. Wer seine Spiegelreflexkamera "klassisch" nutzt, muss auslösen, um danach das Ergebnis zu kontrollieren.
Ist das Bild zu dunkel, muss die Belichtungszeit erhöht werden, ist es zu hell, verkürzt man die Belichtungszeit. Man bekommt sehr schnell ein Gefühl dafür um welchen Betrag. (Beispiel: Bild ist schwarz, dann ruhig mal drei Belichtungstufen länger, Bild es etwas zu hell, dann vielleicht eine Belichtungsstufe kürzer). Das Verfahren wird wiederholt, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wurde.
Über den Sinn des Einsatzes eines Stativs habe ich mich hier geäußert:
Wurde die korrekte Belichtung gefunden, kann man in den nächsten Raum gehen. Die Einstellungen aus dem ersten Zimmer können ruhig beibehalten werden. Gleiches Vorgehen wie im ersten Raum: zu hell -> Belichtungszeit verkürzen, zu dunkel -> Belichtungszeit verlängern. Spätestens im dritten Raum dürfte klar werden, dass eine manuelle Belichtungseinstellung weder Hexenwerk noch Raketenwissenschaft ist, sondern eine sehr einfache Möglichkeit, schnell zu einem korrekt belichteten Bild von Innenräumen zu kommen. Kameras bieten weitere Unterstützung bei der Suche nach der richtigen Einstellung (Belichtungswaage, Histogramm, Über-/Unterbelichtungswarnungen etc.). Dazu bietet das Kamerahandbuch weitere Informationen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Probieren dieser Technik.
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